Wer mit dem Knittax-Handstrickapparat Muster stricken möchte, der landet schnell beim Lochkartensystem Jac 40. Mit dem Mustergerät und einer passenden Lochkarte lassen sich die Nadeln am Knittax-Handstrickapparat Reihe für Reihe in die richtige Position bringen. Das zeitraubende Verstellen der Nadeln mit der Hand entfällt dank Jac 40, der im Prinzip wie ein Kamm funktioniert: Das Mustergerät wird über das Nadelbett der Strickapparates geschoben und bringt in diesem Zuge sämtliche Nadeln in die musterentsprechende Position. Der Jac 40 eignet sich zum Beispiel für das Fair-Isle-Stricken von Norwegermustern.
„Modern gemusterte Strickkleidung zu tragen, ist für Sie kein Problem; Sie besitzen ja Jac 40“ – diese Worte schrieb der Hersteller des Mustergerätes im Oktober 1962 an die „sehr verehrte Freundin moderner Strickkunst“ und den sehr geehrten „Freund des Jac 40“ – die Käuferin oder den Käufer des Lochkartensystems. Das Gerät kam in dieser Zeit als Ergänzung des Knittax-Handstrickapparates auf den Markt und ist neben dem eigentlichen Namen unter verschiedenen Bezeichnungen bekannt: Muster- oder Lochkartengerät, Nadelwähler oder Musterselektor sind Sammelbegriffe – auch für Geräte anderer Hersteller.
Das separate Mustergerät ist der Vorläufer von Lochkarten-Strickmaschinen, die in den Folgejahren zu kaufen waren, und in die das Nadelwähler-System bereits ab Werk integriert ist. „Ab Werk“ ist ein Zusatz, der im Bereich des Maschinenstrickens eher selten verwendet wird. Denn: Strickmaschinen und das passende Zubehör müssen heutzutage in den allermeisten Fällen gebraucht gekauft werden. So gibt es auch einen Jac 40 nicht neu zu kaufen – die Geräte werden von Privat oder von fachkundigen Händlern auf Gebrauchtplattformen angeboten. Was beim Kauf eines Jac 40 zu beachten ist, ist im gleichnamigen Beitrag auf maschentext.de nachzulesen.
Der Jac 40 funktioniert wie ein Kamm, mithilfe dessen „Zinken“ die Nadeln des Knittax-Handstrickapparates mustergemäß in Strick- oder Ruhestellung gebracht werden können. Das Strickmuster wird von der jeweiligen Lochkarte bestimmt, die auf der Rückseite des Lochkartengerätes eingeführt wird. Um mit dem Jac 40 auf dem Strickapparat Muster stricken zu können werden also das Mustergerät und mindestens eine dazu passende Lochkarte benötigt. Anhand der Aufschrift einer Lochkarte wird ersichtlich, ob sie sich überhaupt für das Gerät eignet. Es muss „Jac 40“ drauf stehen.
Warum heißt das Lochkartengerät Jac 40?
„Jac“ steht für die Bezeichnung „Jacquard“ und die Zahl 40 im Gerätenamen bedeutet, dass mit dem Jac 40 Muster mit einer Breite von bis zu 40 Maschen gestrickt werden können. Liegen mehr Maschen auf dem Strickapparat, wird der Jac 40 einfach zweimal oder mehrfach angesetzt. Auf den Lochkarten für den Jac 40 sind die Informationen zur Breite und zur Höhe des jeweiligen Musters aufgedruckt. Die Breite eines Mustersatzes ist also bereits durch die Lochkarte festgelegt; in der Höhe gibt es hingegen keine Begrenzung – über wie viele Reihen sich ein Rapport erstreckt, hängt vom jeweiligen Strickmuster ab. Manche Strickmuster gehen auch über eine Lochkarte hinaus, dann gibt es eine sogenannte Anschlusskarte, damit ein Mustersatz in der Höhe komplett gestrickt werden kann. Manchmal wird auch mehr als eine Anschlusskarte benötigt.
Der Aufbau und die Funktionsweise des Jac 40-Mustergeräts
In der Ausgangsposition ist das Gerät so abgelegt, dass der Aufdruck „Jac 40“ zu sehen ist und nicht auf dem Kopf steht. Rechts am Gerät befindet sich ein Hebel, der beim nach hinten Drücken die 40 metallenen Wählerstifte unten in das Gerät einzieht und wieder zum Vorschein bringt, wenn der Hebel wieder nach vorn gedrückt wird. Befindet sich keine Lochkarte im Gerät, ragen alle 40 Wählerstifte auf der Unterseite heraus.
Zu beiden Seiten der Stiftreihe sind zwei rote Kunststofffüßchen angebracht. Diese stabilisieren das Gerät, wenn es auf das Nadelbett des Knittax-Handstrickapparates aufgesetzt wird, um mit den metallenen „Zinken“ die Nadeln zu verschieben. Bei der richtigen Positionierung des Geräts auf dem Strickapparat hilft ein Vertikalstrich, der vorne auf den Jac40 aufgedruckt ist. Er kennzeichnet die Mitte des Mustersatzes.
Vorne links am Gerät befindet sich ein kleines Sichtfenster mit der Aufschrift „Reihe“. In diesem Fenster wird die aktuell zu strickende beziehungsweise bereits gestrickte Reihe des Musters angezeigt. Welche Zahl dort erscheint, hängt von der Lochkarte ab; Die Zahlen für die Reihen sind auf die Lochkarte aufgedruckt. Ein zweites Sichtfenster befindet sich vorne rechts am Gerät. In diesem „Souffleur“-Fenster werden je nach Strickmuster beziehungsweise je nach Lochkarte Zahlen oder Buchstaben angezeigt, die fortlaufend vorgeben, was möglicherweise am Knittax-Handstrickapparat zu tun ist.
Oben am Jac 40 sind rechts und links zwei metallene Ringe angebracht. Dabei handelt es sich um die Halterung für ein schmales Halsband. Damit baumelt das Gerät beim Stricken immer griffbereit auf Brust- oder Bauchnabelhöhe. Die Länge des Bandes lässt sich verstellen. Meist fehlt dieses Halsband allerdings bei den gebrauchten Geräten, die man heutzutage kaufen kann. Dann kann das originale Band durch eine Eigenanfertigung ersetzt oder einfach ganz weggelassen werden. Für den Gebrauch des Jac 40 ist es nicht zwingend erforderlich, das Gerät an einem Band um den Hals zu tragen.
Die Handhabung des Jac 40-Mustergeräts
Vor dem Erstgebrauch empfiehlt es sich, ein paar „Trockenübungen“ mit dem Jac 40 ohne eine darin befindliche Lochkarte durchzuführen. Dafür das Mustergerät mit beiden Händen rechts und links festhalten, sodass die Aufschrift „Jac 40“ vorn und der bewegbare Hebel aus rotem Kunststoff rechts ist. Die Finger berühren dabei lediglich die Kunststoffteile an den beiden Geräteseiten.
Nun den roten Kunststoffhebel an der rechten Seite mit dem Daumen vorsichtig nach hinten bewegen – die 40 Wählerstifte werden damit in das Gerät eingezogen. Mit dem Zeigefinger den Hebel wieder nach vorne bringen – und die 40 Wählerstifte springen wieder aus dem Gehäuse heraus.
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Das Muster, das mit dem Jac 40 gestrickt wird, bestimmt die jeweilige Lochkarte. Diese wird auf der Rückseite des Geräts in den mit einem aufgedruckten Pfeil gekennzeichneten Spalt eingeführt. Auf der Lochkarte ist ebenfalls ein schwarzer Pfeil zu sehen. Die Karte wird dann Pfeil auf Pfeil gleichmäßig in das Mustergerät eingeführt. Dabei legen sich die seitlichen Löcher der Karte in die am Gerät befindlichen roten Transporträdchen ein. Diese drehen sich bei jedem Betätigen des Hebels weiter und führen so die Lochkarte Reihe für Reihe durch das Mustergerät.
Das Stricken mit dem Jac 40-Lochkartengerät
Bevor es ans Stricken geht, den Jac 40 wieder so drehen, dass die Schrift auf dem Mustergerät nach vorn zeigt und der rote Kunststoffhebel in den Fingern der rechten Hand liegt. Bei zweimaliger Betätigung des Hebels – erst mit dem Daumen nach hinten, dann mit dem Zeigefinger wieder zurück nach vorn – rückt die Lochkarte im Gerät um eine Zeile beziehungsweise um eine Reihe im Strickmuster weiter voran.
Am Anfang gibt es einen kleinen Vorlauf, in Rahmen dessen nichts passiert. Erst nach mehrmaligem Betätigen des Hebels erscheint vorne links auf dem Gerät in dem kleinen Sichtfenster mit der Aufschrift „Reihe“ die Zahl „1“. Die metallenen Wählerstifte ragen nun mustergemäß für die erste Reihe unten aus dem Lochkartengerät heraus und können auf das Nadelbett des Strickapparates aufgesetzt werden.
Die Positionierung des Lochkartengerätes auf dem Nadelbett erfolgt immer ausgehend von der Mitte des Jac 40. Diese kennzeichnet der vertikale Strich, der auf der Vorderseite des Gerätes aufgedruckt ist. Das auf der Rückseite dahinterliegende rote Füßchen unterstützt beim Schieben dabei, dass das Gerät immer in derselben „Spur“ bleibt. Es wird auch Führungsfüßchen genannt.
Welche Nadeln nun in Strickstellung gebracht werden und welche nach vorne in die Ruhestellung gebracht – und damit ausgelassen werden – bestimmt nun das Mustergerät, das auf dem Nadelbett von hinten nach vorn gezogen wird. Welche Einstellungen für das Stricken der jeweiligen Reihe am Knittax-Handstrickapparat vorgenommen werden müssen, wird im „Souffleur“-Fenster angezeigt. Je nach Strickmuster bleiben sie entweder immer gleich oder verändern sich von Reihe zu Reihe. Die Summe der gestrickten Reihen zeigt das Sichtfenster vorne links an.
Was bedeuten die Abkürzungen, die im „Souffleur“-Fenster angezeigt werden?
Je nach Strickmuster beziehungsweise Lochkarte erscheint im „Souffleur“-Fenster vorn rechts am Gerät eine Zahl, ein Buchstabe oder eine Kombination aus beidem. Was diese Angaben jeweils bedeuten, hängt vom Strickmuster ab. Beim Jac 40 werden drei Musterarten unterschieden: Norwegermuster, Strukturmuster oder Fang-Jacquard. Wie sie mit dem Gerät auf dem Knittax-Handstrickapparat gestrickt werden, ist im Beitrag „Das Musterstricken mit dem Jac 40-Lochkartengerät“ nachzulesen. Dort steht auch genauer, was es dafür beim „Souffleur“-Fenster des Jac 40 zu beachten gilt. Der folgende Überblick über mögliche Abkürzungen und ihre Handlungsanweisungen stellt das Prinzip kurz vor.
Taucht im „Souffleur“-Fenster die Kombination aus zwei Buchstaben oder einer Zahl und einem Buchstaben auf, handelt es sich bei dem gewählten Muster wahrscheinlich um ein Norwegermuster. Gibt der „Souffleur“ nun die Hinweise „AE“ vor, soll als Erstes – wie für zweifarbige Muster üblich – mit der Farbe „A“, der Hauptfarbe, in einer bestimmten Apparateinstellung gestrickt werden. Dann wird der Schlitten zurück in die Ausgangsposition gebracht, wo der Faden der zweiten Farbe „E“, auch Musterfarbe genannt, bereit liegt.
Dann werden, nach mustergemäßen Einstellungsänderungen am Strickapparat, die Maschen der zunächst in Ruhe gestellten Nadeln mit der Musterfarbe „E“ abgestrickt. Bei manchen Lochkarten steht nicht „AE“ im „Souffleur“-Fenster, sondern „PE“. Das bedeutet praktisch dasselbe.
Für Strukturmuster gilt, dass die Anzeige „1“ im „Souffleur“-Fenster Folgendes bedeutet: Stricke eine Reihe glatt. Es werden also alle Nadeln normal abgestrickt, ohne dass einzelne Nadeln in Ruhestellung gebracht werden. Ein weiteres Erkennungszeichen für diese Arbeitsanweisung ist, dass aus dem Gerät keine Stifte herausragen.
Zum Schluss noch ein Tipp
Das Jac 40-Lochkartengerät bringt alle Zungennadeln mit einem Zug verlässlich in die richtige Position. Sollen dann, zum Beispiel bei zweifarbigen Strickmustern, die Nadeln aus der Ruhestellung wieder zurück in die Strickstellung gebracht werden, um mit der zweiten Farbe zu stricken, ist ein einfaches Lineal ein hilfreiches Zusatzinstrument. Damit lassen sich die Nadeln ebenfalls in einem Zug, aber schneller wieder zurück in die richtige Stellung bringen.
Foto und Text: Christiane Mester